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Texte zur Arbeit

Barbara Reil M.A. - Einführungsrede Katholische Akademie der Erzdiözese Freiburg im September 2014

Mit der Ausstellung "Face to face" in der Katholischen Akademie gewährt Gela Samsonidse Einblick in seine aktuelle Produktion und zeigt ausgewählte Arbeiten aus der gleichnamigen Serie großformatiger Leinwandbilder, die ihn seit 2011 beschäftigt.

Die Arbeit in Serien begleitet den Künstler bereits seit vielen Jahren. Er selbst begreife die Serie, so erzählte er mir, als eine Art Film – natürlich nicht im Sinne eines fortlaufenden Bildstreifens, der sich linear abspulen lässt, um dann eine sich von Bild zu Bild entwickelnde Handlung zu erzählen. Samsonidses "Film" funktioniert in alle Richtungen: Es spielt keine Rolle, wo der Betrachter einsteigt und in welcher Reihenfolge er sich durch die Ausstellung bewegt, ob er alle Exponate der Reihe nach abschreitet oder vor und zurück springt. Idealerweise tut er das sogar, denn nur so wird er sich der vielfältigen Bezüge zwischen den Bildern bewusst werden.

Deutlicher noch tritt das Serielle, Filmische in den Zeichnungen zu Tage, die im Foyer der Akademie zu sehen sind. Die rasch und spontan in Bleistift ausgeführten Skizzen sind kleinformatige reduzierte Versionen der wandfüllenden Gemälde; keine vorbereitenden Studien indes – außer einem Foto brauchte der Künstler keine "Hilfsmittel" in diesem Sinn –, sondern erst NACH den Gemälden entstanden – , gewissermaßen also eine Art nachträglich hinzugefügtes Storyboard.

Das Setting ist in jedem Bild dasselbe: Wie ein Guckkasten öffnet sich der Raum auf den Betrachter hin, darin zwei Personen, die einander gegenüber sitzen und unverwandt fixieren – "face to face" eben, "von Angesicht zu Angesicht".

Immer wieder sehen wir dabei den gleichen schwarz-weiß gekachelten Boden, immer wieder auch die gleichen Stühle darauf. Die geometrisch gemusterten Tapeten und Bilder, die manchmal an der sonst kahlen Rückwand hängen, sind real existierenden Kunstwerken nachempfunden – manchmal Arbeiten anderer Maler, befreundeter Künstler etwa oder von Granden der Kunstgeschichte wie Mondrian und Malević, dessen schwarze Quadrate sich nicht nur im Muster des Bodenbelags widerfinden, oft aber auch eigene Gemälde.

In gewisser Weise ist damit – fast – alles, was Samsonidse seither gemalt hat, in der Serie präsent. Die abstrakten Gestaltungen früherer Schaffensphasen hat der Künstler als Zitat – als "Bild im Bilde" – in die nahezu fotorealistischen Kompositionen von heute eingeschleust.

Doch zurück zur Szenerie: Alles in allem ergibt sich der Eindruck einer Laborsituation. Der Versuchsleiter, der Künstler, tauscht einzelne Komponenten aus oder wandelt sie ab, um zu beobachten, was dann geschieht. Er lässt unterschiedliche Personen aufeinander treffen – alles Menschen aus seinem persönlichen Umfeld – Freunde, Kol egen, Familienmitglieder.

Das Titelbild der Ausstellung zeigt Samsonidses Neffen mit einer Freundin ("Tekla und Gio"), dann sehen wir wieder zwei Künstlerkollegen, die Maler Ben Hübsch und Martin Kasper, ein andermal als anonyme Figuren eine Fotografin und ihr Model . Drei Mal taucht auch Gela selbst auf: Mit seinem Sohn oder im Doppelselbstporträt. Der doppelte Gela schaut sich nicht selbst in die Augen – er hat sie geschlossen. Eine von wenigen Ausnahmen, die aber letztlich nur die Regel bestätigen.

 

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